Zu: Ein Eigentor von Rot-Rot-Grün (SZ 26.10.2019)

Der Kommentar von K.H. Reichert fordert zum Widerspruch heraus.

Da zitiert die SZ auf der Titelseite Marion Oker, Geschäftsführerin der IHK für den Kreis Böblingen, mit der Aussage :“ Wohnraum ist knapp und teuer im Landkreis Böblingen… Das ist nicht gerade eine gute Ausgangslage, um Fachkräfte aus anderen Regionen oder aus dem Ausland anzuziehen. Mit keinem anderen Standortfaktor sind die Betriebe unzufriedener. Zugang zu bezahlbaren Wohnraum wäre gerade auch für Auszubildende von außerhalb der Region ein Anreiz, ihre Ausbildung bei einem Betrieb hier zu beginnen.“ Auf S.11 wird dann heftig die Berliner Regierung kritisiert, die genau das Problem mit dem überteuerten Wohnraum angeht.

Zur Recht hat RBB-Redakteur Jan Menzel den Kritikern des Mietendeckels ins Stammbuch geschrieben: „ Als die Mieten in den vergangenen Jahren auf und davon galoppierten, wo waren da eigentlich die Immobilienverbände, Investoren, Projektentwickler, Großkonzerne wie Vonovia und Deutsche Wohnen, Baufirmen und Handwerker mit ihren Kammern und Verbänden? Wo waren die Vorschläge, die Teuerungsspirale zu durchbrechen, damit Berlin für ganz normale Menschen, für Familien mit Kindern bezahlbar bleibt? Wo waren die durchdachten, ausgewogenen Konzepte, jenseits der platten Parole "Bauen, bauen, bauen". Eine Parole, von der jeder weiß: Neubau dauert Jahre bis Jahrzehnte und kann bestenfalls ein Baustein sei, um den Mietenanstieg im Zaum zu halten. Die Antwort ist: Es kam wenig bis gar nichts von denen, die die Hand aufhielten, am Grundbedürfnis auf Wohnen prächtig verdienten und sich dem süßen Traum stetig steigender Renditen hingaben. Der gellende Aufschrei der Immobilienbranche und die Radikalität des Widerstands bis hin zu angekündigten Klagen beim Verfassungsgericht zeigen nüchtern betrachtet nur, dass nun endlich etwas passiert gegen die Preistreiberei.“

Die Mitte-Links-Regierung in Berlin demonstriert, dass "die Politik" sich um eines der zentralen Probleme von Millionen Mietern ernsthaft kümmert. Es wäre wünschenswert, wenn sich auch die grün-schwarze Regierung des Problems annehmen würde, damit auch Krankenschwestern, Erzieherinnen und Polizeibeamten eine Chance auf bezahlbaren Wohnraum in unserem Landkreis bekommen.